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Wildkatzen

eine Wanderausstellung herausgegeben vom BUND Landesverband Baden-Württemberg

4. April bis 25. Juni 2023
im Naturparkzentrum in Eberbach bei freiem Eintritt
 

Auf mehreren Ausstellungstafeln (Roll-Ups) und mittels dreier kleiner Tipis erfahren Interessierte, wie es um die Lebensweise und Gefährdung der Wildkatze in Baden-Württemberg bestellt ist. Am Beispiel der Wildkatze werden die Bedeutung der Waldbiotope und die Dringlichkeit ihrer Vernetzung aufgezeigt.

Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“Der Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Baden-Württemberg beteiligt sich am neuen sechsjährigen Großprojekt „Wildkatzenwälder von morgen“. Ziel ist es, die Wiederausbreitung der Wildkatze zu fördern und gleichzeitig Wälder als artenreiche und klimarobuste Lebensräume zu gestalten. In Baden-Württemberg liegt der Schwerpunkt auf Gebieten des Naturparks Odenwald im Rhein-Neckar- und Neckar-Odenwald-Kreis sowie des Naturparks Stromberg-Heuchelberg, der sich über die Landkreise Ludwigsburg, Heilbronn, Karlsruhe und Enzkreis erstreckt.

Der BUND-Bundesverband setzt das Projekt gemeinsam mit der BUNDjugend und neun weiteren BUND-Landesverbänden um. Das Projekt wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert. Zum Start überreichten Bundesumweltministerin Steffi Lemke und die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz Sabine Riewenherm den Förderbescheid an den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Berlin.

I. Lebensraum der Wildkatze verbessern

Lange Zeit war die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) im Land ausgestorben. Sie galt im 19. Jahrhundert als Nahrungskonkurrent des Menschen und wurde durch die Jagd nahezu ausgerottet. Bundesweit stehen die Wildtiere auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Aber die Bestände nehmen in den letzten Jahren langsam wieder zu. Aktuell gibt es schätzungsweise 6.000 bis 8.000 Tiere in Deutschland. In Baden-Württemberg ist die Population in den letzten zehn Jahren von null auf immerhin eine niedrige dreistellige Zahl angewachsen. Zu Gesicht bekommt man die scheuen Katzen aber nur mit viel Glück, denn tagsüber leben sie im Verborgenen. Nur nachts verlässt die Wildkatze ihre Verstecke und begibt sich auf Beute- und von Januar bis April auch auf Partnersuche.

„Wir freuen uns, dass wir im Rahmen des Projektes die Lebensräume der Europäischen Wildkatze in Baden-Württemberg aufwerten können. Denn sie sind Refugien der Artenvielfalt“, betont Martin Bachhofer, Landesgeschäftsführer des BUND Baden-Württemberg. „Wo es der Katze gefällt, fühlen sich auch andere bedrohte Tiere wie Bechsteinfledermaus, Feuersalamander und Mittelspecht wohl. Um Waldränder und angrenzende landwirtschaftliche Flächen optimal für die Tiere zu gestalten, kooperieren wir mit Waldnutzenden sowie Entscheidungsträger*innen aus Forst, Landwirtschaft, Jagd, Grundbesitz, Verwaltung, Kommunen und Kirchen vor Ort“.

Die Europäische Wildkatze ist in Deutschland im Aufwind. Sie konnte in den letzten Jahrzehnten vielerorts wieder nachgewiesen werden, wo sie lange als ausgestorben galt. So auch in Baden-Württemberg: „2022 konnten wir mit einem Monitoring mindestens drei Wildkatzen im Odenwald nördlich von Eberbach nachweisen“, erklärt Dr. Andrea Lehning, Leiterin des Projektes beim BUND Baden-Württemberg. „Durch die Aufwertung ihrer Lebensräume wollen wir die Verbreitung der geschützten Art weiter fördern.“ Die Wildkatze gilt als Art nationaler Verantwortlichkeit und wird in der Roten Liste als „gefährdet“ eingestuft. Als sogenannte Verantwortungsarten gelten beispielsweise solche Arten, die wie die Wildkatze ihr europäisches Verbreitungszentrum in Deutschland haben und für deren Schutz Deutschland daher eine besondere Verantwortung trägt.

Die Tiere haben konkrete Anforderungen an ihren Lebensraum: Wildkatzen benötigen unaufgeräumte Wälder mit Totholz und Gebüsch, die ihnen als Versteckmöglichkeit und zur Jungenaufzucht dienen. Sie bevorzugen zudem strukturreiche Waldränder und angrenzende offene Flächen mit Deckung für die Mäusejagd. Zusätzlich müssen in wildkatzengerechten Wäldern Gefahrenquellen minimiert werden, um Unfälle der geschützten Art zu vermeiden.

Nicht nur Wildkatzen profitieren von strukturreichen, laubholzgeprägten Wäldern. Die Wildkatzenwälder von morgen sind besser vor Stürmen und Austrocknung geschützt, robuster gegenüber dem Klimawandel und wiederstandfähiger gegen das Artensterben.

Neben Baden-Württemberg beteiligen sich auch die BUND-Landesverbände Bayern, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

II. Wildkatzen im Odenwald

Im ersten Quartal 2022 startete der BUND Baden-Württemberg gemeinsam mit Aktiven der Ortsgruppe Steinachtal ein groß angelegtes Projekt zum Nachweis von Europäischen Wildkatzen. In den vergangenen Jahren hatte es im Odenwald immer wieder Aufnahmen von Wildkameras und Sichtungen der scheuen Tiere gegeben. „Die Chancen standen also gut, dass dort wieder Wildkatzen heimisch geworden sind. Deshalb haben wir uns entschieden, das mit einem aufwendigen Monitoring mit Hilfe von Lockstöcken und genetischen Untersuchen eindeutig nachzuweisen“, erklärt Martin Bachhofer, Landesgeschäftsführer des BUND Baden-Württemberg.

In insgesamt zwei Gebieten von jeweils 100 Quadratkilometern hatten Ehrenamtliche dafür im Rhein-Neckar-Kreis und im Neckar-Odenwald-Kreis insgesamt 20 Lockstöcke aufgestellt. Die angerauhten Holzpflöcke wurden mit Baldrian präpariert. Während der Paarungszeit verleitet das die Wildkatzen dazu, sich daran zu reiben. Die Haare, die dabei an den Stöcken haften bleiben, hatten die Aktiven des BUND vor Ort im Zeitraum von Januar bis April wöchentlich eingesammelt. Durch Wildtierkameras an den Lockstöcken konnten zusätzlich Bilder und Videos der Tiere gemacht werden.

Insgesamt 23 Haarproben hatten die fleißigen Helfer vor Ort gesammelt. Diese wurden zur Analyse an das Institut für Wildtiergenetik (Senckenberg-Institut Gelnhausen) geschickt. Das Ergebnis: Bei 13 Proben aus einem Gebiet im Rhein-Neckar-Kreis nördlich von Eberbach stammten die Haare von Wildkatzen. Anhand eines genetischen Markers konnten darunter mindestens drei verschiedene Tiere nachgewiesen werden. Drei Proben, die eindeutig Wildkatzen zugeordnet werden konnten, ließ der BUND mit einer Genotypisierung genauer untersuchen. „Damit können wir einzelne Tiere individuell identifizieren“, erklärt Andrea Lehning, Referentin für Wildkatzen und Wald beim BUND Baden-Württemberg. Sie stammen von zwei männlichen Wildkatzen, auch Kuder genannt. Einer von ihnen hatte innerhalb eines Monats zwei Proben an verschiedenen Lockstöcken hinterlassen. „Das spricht dafür, dass beide Stellen in seinem Revier liegen und es sich nicht um ein Tier handelt, das lediglich durchwandert“, erklärt Lehning. Die beiden Kuder haben jetzt eine persönliche Nummer, über die weitere Proben ihnen oder ihren Nachkommen zugeordnet werden können.

Ein weiteres Ergebnis: Keine der Proben stammte von Mischlingen aus Haus- und Wildkatzen. „Das ist eine gute Nachricht. Denn diese Hybride gefährden die Bestände der geschützten Wildkatze im Land, da sich der Genpool durchmischt. Dadurch gehen spezielle Anpassungen der Art an ihren Lebensraum verloren“, erklärt Andrea Lehning. „Der Aufwand hat sich gelohnt“, resümiert Martin Bachhofer. „Die Ergebnisse belegen, dass die Europäische Wildkatze sich auch im Odenwald wieder ausgebreitet hat. Das gilt es zu fördern und ihren Schutz und den Erhalt ihres Lebensraums etwa bei Planungen auf kommunaler Ebene im Auge zu behalten“, betont der Landesgeschäftsführer.

Weitere Informationen find sich unter nachfolgendem Link:

https://www.bund-bawue.de/service/pressemitteilungen/detail/news/bund-startet-projekt-wildkatzenwaelder-von-morgen/?tx_bundpoolnews_display%5Bfilter%5D%5Btopic%5D=1&cHash=b15329770d607b25b2cf8ec646e4e548

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