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Streuobstwiesen stellen in Baden-Württemberg einen prägenden Teil der Kulturlandschaft dar, sind Lebensraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten und die Grundlage für ein vielfältiges Angebot an nachhaltigen und regionalen Produkten. - MLR Baden-Württemberg

Im Frühjahr 2022 ist das Projekt „Streuobst“ im Naturpark Neckartal-Odenwald gestartet. Die Streuobstbestände im Naturpark sind landschaftsprägend und wichtige Lebensräume für gefährdete Arten. In den letzten Jahren ist jedoch zunehmend eine Verschlechterung des Pflegezustands sowie ein Verlust an Bäumen und Flächen festzustellen. 
Mit dem neuen Projekt des Naturparks Neckartal-Odenwald soll dieser Entwicklung entgegengesteuert und die lebendige Kulturlandschaft Streuobstwiese geschützt werden. Entsprechend ist dieses Vorhaben auch im Naturparkplan 2030 verankert.

Der Naturpark Neckartal-Odenwald möchte die Eigentümerinnen und Eigentümer der Streuobstbestände bei ihrem wertvollen Einsatz unterstützen und gemeinsam mit ihnen diese für die Zukunft bewahren und entwickeln.

Der Naturpark Neckartal-Odenwald hat es sich zur Aufgabe gemacht, unsere einzigartige Landschaft in ihrer Eigenart und Schönheit zu erhalten und weiterzuentwickeln. Der landschaftliche Reiz des Naturparks besteht aus unterschiedlichen Landschaftstypen und -elementen. Es wechseln sich ausgedehnte Waldgebiete mit Wiesen, Weiden, Feldern, Weinbergen und Streuobstwiesen ab. Besonders hervorzuheben sind hierbei die Streuobstbestände als wertvolle Biotope mit großer Artenvielfalt (> 5.000 Tier- und Pflanzenarten). Zudem tragen Streuobstwiesen zum Boden- und Wasserschutz bei und haben eine herausragende Bedeutung als Genreservoir. Doch die wertvollen Streuobstbestände sind in Baden-Württemberg seit Jahren rückläufig und oft in einem schlechten Zustand. Das liegt unter anderem an einer unzureichenden Pflege sowie der Konzentration auf Niederstammplantagen. Ferner mussten zahlreiche Streuobstgürtel in den vergangenen Jahren Wohn- und Gewerbegebieten sowie dem Straßenbau weichen. 

Mit dem Projekt „Streuobst“ beabsichtigt der Naturpark einen Beitrag für die Erhaltung der Streuobstbestände in der Kulisse des Naturparks zu leisten, die Eigentümer:innen der Streuobstbestände bei ihrem wertvollen Einsatz zu unterstützen und gleichzeitig die Bevölkerung auf Streuobstwiesen als wertvolles Biotop sowie auf die Sortenvielfalt aufmerksam zu machen. Die Aufwertung und Pflege bestehender Streuobstbestände sowie der langfristige Erhalt dieser besonderen Kulturlandschaft spielen hierbei eine zentrale Rolle ebenso wie die Vernetzung regionaler Akteure und die Unterstützung bei den Themen „Regionalvermarktung“, „nachhaltiger Tourismus“ und „Umweltbildung“.

In welchem Bezug steht das geplante Projekt zum Naturpark? - Das Projekt „Streuobst“ ist mit Zielen aus dem Naturparkplan 2030 abgestimmt:

  • Erhalt und Pflege charakteristischer Landschaften und Landschaftsstrukturen des Naturparks  
  • Erhalt und Stabilisierung der Biodiversität mit besonderem Augenmerk auf Tier- und Pflanzenarten  
  • Erhalt und Weiterentwicklung der vielfältigen Kulturlandschaften durch eine nachhaltige und umweltschonende land- und forstwirtschaftliche Nutzung

Obstbaumpflanzung


Bei der Pflanzung eines Obstbaums gibt es viele wichtige Aspekte zu berücksichtigen, damit er optimal gedeihen und sich in den kommenden Jahren gut entwickeln kann. Was für Werkzeuge und Materialien sind nötig? Was ist bei der Vorbereitung zu beachten? Wann ist der richtige Pflanzzeitpunkt? Wie muss das Pflanzloch vorbereitet und verfüllt werden? Wie werden Wurzeln und Krone geschnitten? Und wie funktioniert die weitere Pflege?
Diese Fragen werden im YouTube-Video „Streuobstwiese anlegen / Obstbaum pflanzen - So mache ich es richtig“ beantwortet, präsentiert von Streuobstwiesenretter Martin Schaarschmidt (Landschaftserhaltungsverband Rhein-Neckar).

Interessieren Sie sich für eine spezifischen Schritt?-Navigieren Sie zu den individuellen Abschnitten:

01:24 Das Pflanzloch vorbereiten

03:58 Die Bodenverbesserung

04:43 Der beste Pflanzzeitpunkt

05:54 Der Wurzelschnitt

09:47 Die Befüllung des Pflanzlochs

13:20 Einen Gießring anlegen und wässern

15:35 Den Baum anbinden und mit Verbissschutz sichern

22:40 Der Pflanzschnitt

27:58 Die weitere Pflege

Mehr Infos: www.streuobstwiesenretter.de

Gemeinsam Zukunft für Streuobstwiesen pflanzen

130 neue Hochstämme auf dem Breitenstein

Im Rahmen einer „Helping Hands Aktion“ pflanzten am 3. November 2023 rund 20 Mitarbeitende der Volksbank Neckartal auf dem Breitenstein unter Anleitung der NABU-Gruppe Eberbach und mit Unterstützung des Naturparks Neckartal-Odenwald gemeinsam mit weiteren Grundstückseigentümern Streuobstbäume. Die Grundstücke wurden über die gemeinsam ins Leben gerufene „Eberbacher Streuobstwiesenbörse“ vermittelt und die gesamten gelieferten Hochstammbäume (130 Stück) wurden zudem von der Volksbank Neckartal-Stiftung gesponsert. Hierdurch wurde ein wichtiger Beitrag zum Erhalt und zur Fortentwicklung des einmaligen Gebiets auf dem Breitenstein geleistet.
Ein Blick über den Breitenstein und die hektische und moderne Welt unten im Neckartal scheint weit weg zu sein. Satte Weiden erstrecken sich nach allen Seiten bis zum Wald, hier und da mit Streuobstbäumen angereichert. Die Luft ist klar und erdig. Alles scheint eine Idylle aus vergangener Zeit, aber auch hier oben ist nicht alles schöne heile Welt.

Die Streuobstbestände im Naturpark Neckartal-Odenwald sind landschaftsprägend und wichtige Lebensräume für gefährdete Arten. In Mitteleuropa prägen mehr als 5.000 Pflanzen- und Tierarten den Lebensraum „Streuobstwiese“ – ein richtiger Hotspot der Biodiversität. Doch die wertvollen Streuobstwiesen in Baden-Württemberg und im Naturpark sind seit Jahren rückläufig und oft in einem schlechten Zustand. Neben dem Klimawandel bereitet auch die Überalterung der Bestände immer mehr Probleme. Da Plantagenäpfel bei der Herstellung und im Verkauf günstiger sind, spielen die heimischen Streuobstbestände wirtschaftlich und für die Ernährung schon lange keine Rolle mehr. Dennoch pflegten sie die Eigentümerfamilien weiter und die Apfelernte wurde zu einem Familienfest. So blieben die markanten und beliebten Streuobstbestände lange Jahre gut gepflegt und mit viel persönlichem Arbeitseinsatz der Eigentümer*innen für uns alle erhalten. Die moderne Gesellschaft fordert auch hier ihren Tribut: Die Eigentümer werden immer älter, die Familie ist nicht mehr vor Ort oder hat einfach keine Zeit mehr, sich um die Streuobstbäume zu kümmern. Die Streuobstbestände werden immer älter, immer weniger gepflegt und sterben irgendwann ab. So verlieren wir schleichend ein landschaftsprägendes Kulturgut und einen wichtigen Lebensraum.

Die NABU – Gruppe Eberbach engagiert sich bereits seit Jahrzehnten für die Natur in der Region und besonders um den Breitenstein und die Streuobstbäume dort. Seit Frühjahr hat der Naturpark Neckar-tal-Odenwald sein Streuobstprojekt gestartet und seit Januar 2023 ist die Volksbank Neckartal ein Strategie- und Sponsoringpartner des Naturparks. Gemeinsam ist den dreien, dass sie sich für die Region engagieren und die Landschaft lebenswert erhalten und zukunftsfähig fortentwickeln wollen. Was liegt näher als hier gemeinsam voranzugehen und in die Hände zu spucken?

Gesagt getan und am 03.11.2023 war es so weit: 130 Streuobstbäume wurden von der Gärtnerei Müller aus Mauer nach Eberbach geliefert, davon waren 95 für den Breitenstein bestimmt. Allein 33 verschiedene Apfelsorten und 17 verschiedene Birnensorten wurden angeliefert sowie noch Zwetschgen, Pflaumen, Mirabellen, Kirschen, Walnüsse und Quitten. Jeder einzelne ein Hochstamm und alte Sorte und von der Volksbank Neckartal-Stiftung gesponsert. Auf über einem Dutzend Grundstücken sollten diese Bäume dann gepflanzt werden. Zwanzig Mitarbeitende der Volksbank Neckartal waren vor Ort, um nach kurzer Einweisung durch den NABU und den Naturpark in Zweier-Teams tatkräftig mit anzupacken. Gemeinsam mit den Grundstückseigentümern wurden Pflanzlöcher gegraben, Bäume, Pfosten und Verbissschutz gesetzt. Einige Blasen an den Händen und ein schmerzender Rücken zeugten von der mühevollen Arbeit, aber alle Gesichter strahlten am Ende des Tages. Hier konnte man wirklich sehen, was man gemeinsam vollbracht hatte. Hier wurde Zukunft für die Region gepflanzt – ein tolles Gefühl!

Hacken dran und fertig? Es gibt noch einiges zu tun. Antonino Saraceno / NABU – Gruppe Eberbach betonte: „Mit dem Pflanzen ist der erste Schritt getan, aber um dem Baum eine erfolgreiche Zukunft zu ermöglichen, sind in den ersten Jahren gewisse Arbeiten unerlässlich. So muss bei den Bäumen jährlich ein Erziehungsschnitt durchgeführt, die Baumscheibe freigehalten und die Anbindung kontrolliert werden. Das sorgt für einen stabilen Kronenaufbau, der in der Lage ist, die Last des Obstes zu tragen. Denn nur alt werdende Bäume beschenken uns lange mit Obst, prägen das Landschaftsbild und dienen der Natur als wertvollen Lebensraum.“
Daniel Mohr vom Vorstand der Volksbank Neckartal-Stiftung erläuterte: „Natürlich ist der Erhalt und die Förderung der Umwelt weltweit unerlässlich. Doch gerade für uns als Volksbank Neckartal-Stiftung ist es wichtig, hier vor Ort damit anzufangen. Die Region und ihre Menschen stehen für uns im Vordergrund und gemeinsam können wir viel bewegen - für uns und unsere Kinder.“

Die Volksbank Neckartal-Stiftung, die NABU – Gruppe Eberbach und der Naturpark Neckartal-Oden-wald planen bereits weitere gemeinsame Aktion. Hier sollen sich auch zukünftig Interessierte einbringen können. Landrat Dr. Achim Brötel, 1. Vorsitzender des Naturparks Neckartal-Odenwald, unterstrich: „Es ist schön zu sehen, dass regionale Partner gemeinsam Zeit, Arbeit und Geld für den Erhalt unserer tollen Heimat einsetzen. Dieses Engagement wird hoffentlich bald schon Frucht tragen – an den Bäumen und in Form von neuen, gemeinsamen Projekten, die immer weitere Kreise ziehen.“
Die NABU – Gruppe Eberbach und der Naturpark laden alle Interessierten ein, sich über das Thema Streuobst zu informieren und sich gerne auch zu engagieren. Alles ist nur einen Klick weit entfernt: www.nabu-eberbach.de oder www.naturpark-neckartal-odenwald.de

 

Projektablauf

In einer ersten Projektphase sollen die Streuobstbestände entlang des Neckarsteigs – zunächst in einem festgelegten Pilotbereich – kartiert, eine Sortenbestimmung durchgeführt und eine Einschätzung des Pflegezustands erhoben werden, sodass anschließend Handlungsempfehlungen und Pflegemaßnahmen abgeleitet werden können.

  • Kommunen / Flächeneigentümer (m/w/d):
    Start an Berührungspunkten von größeren Streuobstwiesenbereichen mit dem Neckarsteig in folgenden vier Kommunen:

          1. Gemeinde Neckargerach/Guttenbach

          2. Gemeinde Neunkirchen/Neckarkatzenbach

          3. Stadt Neckargemünd/Dilsberg

          4. Stadt Eberbach/Breitenstein: ca. 2.000 Bäume, Daten im GIS-Format, shape-Format

  • Landkreise, Landratsämter
  • Pomologe [(m/w/d) externer Berater]

In einer zweiten Projektphase sollen dann empfohlene Pflegemaßnahmen umgesetzt werden (z.B. Entbuschungsmaßnahmen, Baumschnitte, Nachpflanzungen etc.). Parallel dazu gilt es die Bevölkerung für die Besonderheiten des Streuobstes zu sensibilisieren. Zudem sollen die Streuobstbestände und ihre Produkte wirtschaftlich wieder stärker in Wert gesetzt werden. Hierzu sind Informations- und Lehrveranstaltungen sowie Direktvermarktungsaktivitäten vorgesehen.

  • Streuobstinitiativen
  • Obst- und Gartenbauverbände
  • Obstbaumfachwarte, Streuobstpädagogen (m/w/d)
  • Direktvermarktende
  • Tourismusverbände/ -organisationen
  • Forschungseinrichtungen
  • Angebot von Seminaren und Schulungen zum Thema Streuobst (z.B. Baumpflege) 
  • Regelmäßige Events (Aktionstage) (z.B. Tag der Streuobstwiese, Streuobstpflegetage, Sortenwanderungen Aktion „Gelbes Band“, Führungen durch Brennereien, Mostfest) 
  • Einrichtung eines Streuobstzentrums für Ausstellungen, Führungen, Beratung, und Weiterbildungsmaßnahmen
  • Vor-Ort-Beratung der Grundstücksbesitzer (m/w/d) rund um die Anlage und Pflege von Streuobstwiesen 


Pflege und Entwicklung: Umsetzung von Pflegemaßnahmen gemeinsam mit lokalen Akteuren und Partnern [z.B. NABU, LEV, LOGL, Flächeneigentümern (m/w/d)] 

  • Sanierung und Erhalt alter Bestände (z.B. Entbuschungsmaßnahmen)
  • Neupflanzungen kostbarer alter Lokalsorten  
  • Organisation einer kreisweiten Sammelbestellung von Obsthochstämmen
  • Organisation eines Maschinenverleihs sowie Qualitätswerkzeugverkaufs 
  • Fertigung und Platzierung von Infotafeln entlang des Fernwanderwegs „Neckarsteig“ 
  • Anlage eines Schul- bzw. Musterobstgartens mit einer Sortensammlung der Odenwälder Lokalsorten am Neckarsteig inklusive Informationen 
  • Einbindung bestehender Anlagen und Lehrpfade
  • Kurse und Veranstaltungen zum Thema Pflanztechniken, Erhalt und Pflege (z.B. Obstbaumschnittkurse, Streuobstpflegetage)
     

Inwertsetzung: Streuobstwiesen nach dem Vorbild der „Route der alten Obstsorten“ erlebbar machen
▶  Sensibilisierung: Auf die Bedeutung und Gefährdung der Streuobstwiesen hinweisen und Interesse der Bevölkerung und der Touristen steigern 

  • Hinweisschilder auf den Wiesen
  • Informationsmaterial 
  • Informationsveranstaltungen, Seminare
  • Tag der Streuobstwiese
  • Streuobstpädagogische Angebote
  • Beteiligung an der Aktion „Gelbes Band“
  • Einbindung von Schulklassen und Kindergärten 
  • Entwicklung eines Streuobstlehrpfades
  • Grünes Klassenzimmer

▶  Regionalentwicklung: Erhöhung der Wertschätzung alter Obstsorten und entsprechender regionaler Produkte

  • Aktionstage und Veranstaltungen (z.B. Sortenwanderungen, "Most-Tastings", Führungen durch Brennereien)
  • Erwerb von Bäumen unterstützen (z.B. Streuobstwiesenpatenschaften) 
  • Rezeptbuch mit Odenwälder Rezepten rund um die Streuobstwiese erstellen
  • Verbindung mit Ernährungsbildung, Kochworkshops sowie gastronomischen Aktionen (z.B. sortenreiner Apfelkuchen mit Odenwälder Lokalsorten)

▶  Nachhaltiger Tourismus: Integration der Streuobstwiesen in Tourismuskonzepte

  • Werbung entlang von Streuobstwiesen für regionaltypische Produkte 
  • Kooperationen mit Hotels, Restaurants, Gaststätten etc. 
  • Konzeption einer „Route der alten Obstsorten“

Das Streuobst-Projekt soll in den nächsten Jahren auf die gesamte Kulisse des Naturparks Neckartal-Odenwald ausgeweitet werden.

Auf das Projekt aufbauend ist geplant, weitere Projekte aus den Bereichen der Regionalvermarktung (z.B. Mostfest, Aktion Gelbes Band), des nachhaltigen Tourismus (z.B. Sortenwanderungen, Route der alten Obstsorten) und Bildung für nachhaltige Entwicklung (z.B. Streuobstklassenzimmer, Streuobstwerkstatt, Fachvorträge) zu entwickeln.
 


Die Projektkoordination Streuobst  wird gefördert mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg, der Lotterie Glücksspirale und der Europäischen Union.

Hier geht es zur Europäischen Kommission.

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